Woher kommen Rittigkeitsprobleme oder Anlehungsfehler meines Pferdes?

Angemessenes Training und gute Bodenverhältnisse sind Voraussetzung für Gesunde Pferdebeine
Kira Podlesch Tierphysiotherapie

Eine der Hauptursache von Problematiken beim Pferd sind Rückenproblemen. Nur ein angemessen trainiertes und ausgebildetes Pferd kann mit Hilfe von Bauch-/ und Rückenmuskulatur das Reitergewicht problemlos tragen und die Hilfen des Reiters annehmen.

Die Tragkraft des Pferdes ist als eine Spannbrücken-Konstruktion zu verstehen. Die obere Verspannung, bestehend aus Muskeln und Bindegewebe (Nackenband/-platte) muss durch ein korrekt gerittenes Pferd aktiviert werden. Eine richtige Kopf-/ Halshaltung und eine aktiv untertretende Hinterhand spannt den Rücken nach oben auf. So kann das Pferd den Reiter nahezu passiv tragen.

 

Sobald die obere Verspannung vom Reiter nicht aktiviert wird, muss das Pferd das Reitergewicht mit der dafür nicht geeigneten Rückenmuskulatur tragen. Damit wird das Pferd steif, die Vorder- und Hintergliedmaßen sind blockiert und auch die Atemmuskulatur wird verspannt. Die ständige unphysiologische Belastung der Rückenmuskulatur führt zu weiteren Muskelschädigungen.

 

Gründe für Muskelverspannungen können sein

  • Inaktivität (nach Verletzungen oder in der Winterpause)
  • Zu hartes und unangemessenes Training
  • Einseitige Körperhaltung des Reiters
  • Belastungen durch Fehlstellungen oder schlechter Beschlag
  • Verletzungen und daraus resultierende Schonhaltung
  • Nicht passende Sättel
  • Nervöse Spannungen
  • Schlechte Haltungsbedingungen des Tieres

 

Typische Anzeichen für Einschränkungen des Bewegungsapparates sind

 

  • Rückenschmerzen (das Pferd drückt den Rücken weg, steht beim Satteln oder Aufsteigen nicht still, Zittern von Muskelpartien beim Putzen, Muskelkrämpfe)
  • Sattelzwang (Probleme beim Satteln und Angurten)
  • Einziehen des Schweifes oder schiefer Schweif
  • Unterschiedliche Biegsamkeit im Rücken (oft einseitige Rückenprobleme)
  • Unterschiedliche Biegsamkeit im Hals
  • Kurztrittigkeit vorne und/oder hinten
  • Stolpern oder Schlurfen
  • Buckeln oder Durchgehen (Pferd läuft dem Schmerz davon)
  • Zungenfehler beim Reiten
  • Taktunreinheiten, die sich einlaufen (keine Lahmheiten!)
  • Ständiges Anspringen im falschen Galopp oder Kreuzgalopp
  • Probleme beim Geradeauslaufen, in der Geraderichtung und beim Bergabreiten
  • Spur der Hinterbeine tritt nicht in die Spur der Vorderbeine
  • fehlende Versammlungsfähigkeit
  • Anlehnungsfehler

Was kann ich zur Vorbeugung solcher Probleme tun?

Lassen Sie sich regelmäßig von einer/m professionellen Reitlehrer/-in unterrichten. Takt,  Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung müssen eingeübt und immer wieder überprüft und verbessert werden. Training heist auch das Trainiern und Verbessern von Lektionen. Dabei darf ein Pferd auch mal Unwilligkeit zeigen. Da neue Schritte schwierig und antrengend sind. Sollten Unwilligkeiten aber konsequent auftreten, ist es ein Zeichen dafür, dass Ihr Pferd sich unwohl fühlt und ggf. tieferliegende Problematiken hat.

 

Regelmäßige Sattelkontrollen sind wichtig. Der Sattel muss sowohl dem Reiter als auch dem Pferd optimal angepasst werden. Ein falsch aufliegender Sattel kann zu vielen Erkrankungen wie Muskelatrophie, Muskelverkrampfungen und zu Degeneration der Bänder und Gelenke führen.

 

Kaum eine Sportart muss man ein Leben lang lernen und verbessern, wie das Reiten. Denken Sie stehts daran: ein Pferd nicht weiß welche Körperhaltung in der Arbeit am besten ist. Deswegen Sind Sie dafür verantwortlich, Ihrem Pferd den richtigen Weg dahin zu zeigen.

 

Jeder Sport bringt ein Verletzungsrisiko mit sich.

 

Sorgen Sie beim Training und der Ausbildung für genügend Abwechslung und Ruhepausen! Sportlich sehr ehrgeizige Tiere zeigen einem keine Schwäche.  Achten sie stets auf die Bewegungsabläufe Ihres Tieres. Schon kleine Veränderungen können Anzeichen für Veränderungsprozesse sein - egal welcher Genese.